Uraufführung
LAST DESIRE

Musiktheater von Lucia Ronchetti nach Oscar Wildes Salomé in einer Bearbeitung von Tina Hartmann

20.12.2004
20.00 Uhr

weitere Aufführungen
21. und 22.12.2004
20.00 Uhr

Einführung 19.15 Uhr

 
   
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A Tragedy in one Act - In englischer Sprache

Musik: Lucia Ronchetti
Text: Oscar Wildes Salomé in einer Bearbeitung von Tina Hartmann
Inszenierung: Michael von zur Mühlen
Live-Elektronik-Design: Carl Faia
Bühnen- und Kostüm-Design: Sebastian Hannak
Musikalische Assistenz: Alexander Adiarte
Dramaturgie: Tina Hartmann

mit Daniel Gloger, Countertenor; Andreas Fischer, Bass; Luca Sanzó, Bratsche; Darius Paul-Knecht / David Dörner, Knabensopran

Oscar Wilde wäre in diesem Jahr 150 geworden. Ihre vitale Aktualität haben jedoch weder seine Gestalt noch seine Texte eingebüßt. Dem vorgeblich ‚unmusikalischen‘ Dichter kommt die Ehre zu, mit der „Tragödie in einem Akt“ Salomé 1893 eines der wenn nicht das paradigmatische Opernlibretto des 20. Jahrhunderts geschrieben zu haben. Erstaunlich genug, hatte Wilde doch nie an eine Vertonung gedacht, vielmehr dem Text eine inhärente musikalische Qualität zu verleihen getrachtet: Refrainartig wiederholen die Figuren ihre Texte wie fixe Ideen und das Drama entwickelt Balladencharakter. Ein knappes Jahrhundert nach Strauss‘ monolithischer Vertonung entdecken zeitgenössische Komponisten Wildes Geschichte neu, die in der Nachfolge von Sigmund Freud und C. G. Jung eine mythengleiche Präsenz gewonnen hat. Gerade die Mannigfaltigkeit der Interpretationen zwischen Kindfrau und femme fatale, missbrauchtem Objekt und emanzipatorischem Befreiungsschlag hat uns interessiert und inspiriert. Ein close reading des Texts zeigt, dass hier männliche Vorstellungen von der Natur der Frau aufgefächert werden. Wir haben die Metapher von Salomé wörtlich genommen: Sie ist die Mondgöttin, die Projektionsfläche, in der alle diese Männer sich „bespiegeln“ und um deren Licht sie zugleich fixiert sind wie Motten um eine Flamme. Das Spiel beginnt, doch Salomé ist nicht da. Drei Männer und ein Junge warten auf Salomé. Einer von ihnen scheint wenigstens zeitweise die Lücke füllen zu können: Wie in Platons Höhlengleichnis zaubert die Bratsche einen Klangschatten des begehrten Objekts. Die Projektionen von Salomé beginnen ein surreales Eigenleben zu entfalten. Doch der Tanz um den Klangschatten gerät zu einem tödlichen Kampf. Lucia Ronchettis Komposition für Knabenstimme, Countertenor, Bass, Bratsche und Live Elektronik versucht die ganze Vielschichtigkeit und Dramatik der Geschichte in ihrer virtuosen Behandlung der Singstimme zu fassen. Gemeinsam mit den beiden Stuttgarter Vokalsolisten Daniel Gloger und Andreas Fischer entwickelt sie eine Stimmbehandlung, in der sich die angestammten Stimm- und Rollenfächer überkreuzen und wirkungsvoll neue Horizonte eröffnet werden.

Mit Unterstützung der Firma Radium Lampenwerk Wippenfürth, des Istituto Italiano di Cultura Stuttgart und der Akademie Schloss Solitude.

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