Die Symphonie pour un homme seul bezieht sich in dreifacher Hinsicht auf das Problem des vereinzelten Individuums. Zum einem fungiert in diesem Werk der einzelne Mensch als Quelle oder Erzeuger aller zu hörenden Klänge. Zum anderen jedoch wird mit dem Titelzusatz pour un homme seul eine für die Musique concrète allgemein bedeutsame Tatsache durch den Bezug auf den einzelnen Rezipienten formuliert. Im Gegensatz zum Konzertsaal wird ein Werk der „genuinen Lautsprecherkunst“ vorwiegend in den eigenen vier Wänden erfahren. In sich widersprüchlich erscheint daher die Kombination Symphonie pour un homme seul, indem der öffentliche Charakter, der der Gattung Symphonie eingeschrieben ist, hinter die private Rezeption des Werks zurücktritt. Schließlich ist der Symphonie pour un homme seul auch ein autobiographisches Moment inhärent, da sie von der Isolation eines Individuums handelt, das sich auf ein kaum überschaubares musikalisches Neuland gewagt hat: „Und die Bezeichnung ‚homme seul‘ hat ihre Berechtigung sowohl vom Rückgriff auf das vom Menschen imitierte Geräusch als einziger Quelle wie von der Einsamkeit der Autoren her, die ein Widerhall der Einsamkeit des heutigen Menschen ist, der sich in der Masse verloren sieht.“ (Pierre Schaeffer)
Simon Kühn wurde 1971 in Karlsruhe geboren. Er studierte Komposition an der Folkwang Musikhochschule in Essen bei Nicolaus A. Huber. Zwischen 1992 und 1995 beschäftigte sich Kühn intensiv mit Techno und seit 1993 forscht und experimentiert er mit Niederfrequenzen; zu diesem Zeitpunkt entstanden auch die ersten Kompositionen, die auf low-frequency Informationen basieren. 1997 wurde er Stipendiat der internationalen Ferienkurse für Neue Musik in Darmstadt; 1999 erhielt er ein zweijähriges Stipendium der Kunststiftung Baden-Württemberg. Simon Kühn lebt als freischaffender Komponist in Berlin.
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